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Selbstversorgung am Biohof

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Ein Artikel von Monika Thauerböck

Die Landwirtschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr spezialisiert. So haben sich viele Betriebe auf einen Betriebszweig konzentriert. Wir, Mario und Monika, sind in der glücklichen Lage, selbst einen Biohof im Mühlviertel zu bewirtschaften. Dabei haben wir uns bewusst dazu entschieden, den umgekehrten Weg zu gehen. Unser Ziel ist es, wieder ein breite Vielfalt auf unserem Biohof zu schaffen und uns überwiegend selbst zu versorgen.

Den Betrieb haben wir vor ca. 2 Jahren von Marios Eltern übernommen. Sie haben vor vielen Jahren mit der Produktion von Bio Edelbränden und Likören begonnen. Roggen, Früchte, Beeren, Zapfen und Wipfel, alles was bei uns wächst, wird hierbei veredelt. Unser Ziel ist es, neben der Herstellung dieser Produkte eine breite Vielfalt bei uns am Biohof zu schaffen. Unser Motto ist „Sich selbst versorgen und andere teilhaben lassen“. Im vergangenen Jahr haben wir unter anderem einen Bio Gemeinschaftsgarten auf unserem Biohof ins Leben gerufen.

Foto von Monika um Mario am Biohof

Bio Naturmittel

Du gehst zum Arzt, landest dann in der Apotheke und kommst mit fünf Packungen Tabletten nachhause und weißt eigentlich gar nicht, was du deinem Körper da gibst. Genau das wollen wir nicht. Deshalb beschäftigen wir uns wieder mit den Heilkräften der Natur. Es gibt ja bekanntlich das Sprichwort „Für alles ist ein Kraut gewachsen“. Und genau davon sind wir überzeugt.

Im vergangenen Sommer haben wir uns das Buch „Die Kräuter in meinem Garten“ als Leselektüre und Nachschlagwerk zugelegt. In diesem Buch sind 500 Heilpflanzen sehr genau beschrieben. Darin ist praktisch jede Pflanze zu finden, die bei uns wächst, und auch die Wirkungen und Anwendungen sind sehr gut beschrieben. Im Sommer haben wir begonnen, uns unsere eigene „Apotheke“ zuzulegen. Die verschiedensten Kräuter, Blätter und Blüten, die auf unseren Wiesen, Äcker und am Waldrand wachsen, sind ein Teil davon geworden.

Blüte der Teemalve Blüten der Orangenminze Blüten der Ringelblume

Tee, nicht nur für die kalte Jahreszeit

Alle Kräuter werden bei uns handgepflückt und wenn nötig mit einer Keramikschere abgeschnitten. Die meisten Blätter und Blüten werden von den “wild-wachsenden” Pflanzen geerntet, denn die Inhaltsstoffe sind am intensivsten und wirksamsten, wenn die Pflanze an ihrem natürlichen Standort, wo sie sich selbst angesiedelt hat, wächst. Erst wenn man sich mit der Thematik näher beschäftigt, entdeckt man, was vor der eigenen Tür eigentlich so alles wächst. Da bieten unsere Wiesen und Äcker schon eine breite Vielfalt. Und irgendwie macht es uns auch richtig Spaß, wenn wir die verschiedenen Pflanzensorten wie Frauenmantelblätter oder Spitzwegerichblätter ein wenig suchen und nicht alles auf einem Fleck wächst. Da entdeckt man beim Sammeln immer wieder etwas Neues :)

Die Kräuter haben wir dann getrocknet und in Glasbehälter aufbewahrt. Die Bio Tees sind nicht nur ein Genuss in der kalten Jahreszeit, sondern sie sind auch alt bewährte Hausmittel, die bei diversen Leiden Anwendung finden. Das Wissen über die Wirkung der Pflanzen wollen wir uns wieder aneignen. Früher wussten die Leute sehr genau über die Wirkungen der Natur Bescheid. – Lindenblütentee gegen Husten und Schnupfen, Arnika gegen Schmerzen und Verletzungen, Birkensaft als Frühjahrskur. Vieles geriet leider beinahe zu in Vergessenheit, gewinnt jetzt aber wieder an Bedeutung.

Monika bei der Ernte der Lindenblüten

Wirkstoffe der Pflanzen haltbar machen

Da wir selbst Bio Kornedelbrand herstellen und dieser die Grundlage für viele Tinkturen ist, haben wir bereits einige Tinkturen hergestellt. Die Tinkturen-Herstellung ist je nach Pflanze ein bisschen unterschiedlich. Es werden die Blätter, Blüten, Früchte oder Wurzeln verwendet. Diese werden dann geschnitten / gemahlen / zerkleinert und in ein Glas gegeben. Dann füllt man sie mit Kornschnaps auf und lässt sie ein paar Wochen stehen. Anschließen werden sie abgesiehen und fertig ist die Tinktur. So finden sich dann die Wirkstoffe der Pflanzen in der Tinktur wieder. Für uns sind die Tinkturen genauso wie der Tee Teil unserer „Apotheke“. Sie werden tropfenweise oder teelöffelweise eingenommen, zum Einreiben verwendet oder bei Verletzungen aufgetragen.

Herstellung einer Zitronenverbenentinktur

Wir teilen

Es macht uns einfach Spaß, uns mit den Pflanzen und deren Wirkung zu beschäftigen, sie zu pflücken und dabei die Energie der Natur zu spüren. Deshalb haben wir auch um einiges mehr gepflückt, als wir selbst brauchen. Diese bieten wir bei uns Abhof sowie in unserem Online Shop an. Denn uns ist es ein Anliegen, dass auch andere Personen, die keine Möglichkeit haben ihre Naturmittel zu ernten, Zugang zu solchen Naturprodukten haben. Jede/r, der/die die Möglichkeit hat seine Pflanzen selbst zu ernten, sollte das natürlich auch tun.

Bio Gemeinschaftsgarten

Eine weitere Entwicklung bei uns am Biohof war der Start von unserem Bio Gemeinschaftsgarten. Im ersten Jahr nach der Hofübernahme wollten wir die Fläche von unserem eigenen Garten vergrößern, um mehr Gemüse und Kräuter für unsere Eigenversorgung anpflanzen zu können. Dabei sind wir auf die Idee gekommen, dass wir an unserer Gartenfläche auch andere teilhaben lassen können, die selbst keine Fläche haben. So kam es zur Initiierung des Gemeinschaftsgartens.

Personen aus der Umgebung können somit bei uns ihr eigenes Gemüse anpflanzen, pflegen und natürlich ernten. Das Bio Saatgut und die Bio Pflanzen wurden von uns organisiert, den Rest übernehmen die Gartler/innen selbst. Die Fläche steht ihnen über den ganzen Sommer zur Verfügung und im Herbst wurde dann reichlich geerntet :) Es hat uns besonders gefreut, dass in unserer ländlichen Region bereits im ersten Jahr einige interessierte Gartler/innen unser Angebot angenommen haben und ein Teil des Sozialprojektes geworden sind.

Gartlerinnen bei der Gemüseernte im Bio Gemeinschaftsgarten

Mit unseren Projekten und unserem Handeln wollen wir einen Schritt in Richtung Unabhängigkeit von den großen Playern gehen. Denn wir sind davon überzeugt, dass es an der Zeit ist, dass wir wieder selbst für unser Leben und unsere Ernährung verantwortlich sind.

Wie sieht das bei euch aus? Vertraut ihr auch auf die Naturmittel die bei uns wachsen? Wo seht ihr die Hürden und Herausforderungen? Wir freuen uns, wenn ihr eure Erfahrungen und Tipps mit uns teilt.

Der Beitrag Selbstversorgung am Biohof erschien zuerst auf NANU.


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